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Orgeln in St. Joost und Wüppels von Grund auf gereinigt und saniert

Königin der Instrumente klingt wieder königlich

St. Joost/Wüppels. Stolze 150 Jahre ist sie alt und leistet immer noch treu ihre Dienste: die Orgel in der St.-Jodokus-Kirche. Damit das so bleibt, wird das Instrument regelmäßig von Fachfirmen gewartet und in größeren Intervallen generalüberholt. Die Orgel in St. Joost und auch jene in Wüppels waren in diesem Jahr einmal wieder an der Reihe, sich vom Staub der vielen Jahre befreien und gründlich instand setzen zu lassen. Einer entsprechenden Empfehlung der Orgelsachverständigen der Landeskirche Oldenburg, Natalia Gvozdkova, war der Gemeindekirchenrat per Beschluss gefolgt. Den Auftrag erhielt nach einem Ausschreibungsverfahren die Wilhelmshavener Orgelbauwerkstatt Heiko Lorenz. Und so machten sich der renommierte Orgelbaumeister und zwei Mitarbeiter, der Orgelbauer und Restaurator Karl Friedrich Wieneke, sowie der Auszubildende Georgii Aksenov im Oktober zunächst in St. Jodokus ans Werk.

Kaum eine der 482 Orgelpfeifen ließen sie an ihrem Platz. Sie wurden vorsichtig ausgebaut, verpackt, in die Werkstatt transportiert und dort gründlich gereinigt und geputzt. Die Metallpfeifen bestehen aus einer Zinn-Blei-Legierung. Das Material für die Prospektpfeifen (das sind die vom Kirchenschiff aus sichtbaren) ist diesen im 1. Weltkrieg zum Verhängnis geworden. Sie wurden in ganz Deutschland eingeschmolzen, weil man das Metall für die Waffenproduktion benötigte. Später wurden sie durch Zinkpfeifen ersetzt. Für die tiefen Töne sind Holzpfeifen zuständig. Auf den ersten Blick sind sie als solche gar nicht zu erkennen, denn für den Laien ähneln sie eher vierkantigen Pfosten. Die kleinste Pfeife des St. Jooster Instruments ist nur circa 20 Zentimeter lang, die längste etwa 2,50 Meter.

Orgelbau ist Handarbeit

„Orgelbau ist Handarbeit“, erklärte Heiko Lorenz im Gespräch mit der Redaktion des Gemeindebriefs. Deutlich machte er das unter anderem an den zahlreichen Ventilen. Sie regulieren den von einem elektrischen Gebläse erzeugten Wind, der die Pfeifen zum Klingen bringt. Der Kunststoffbelag dieser Ventile hatte angefangen, sich aufzulösen. In der Werkstatt erhielten sie nun in Handarbeit einen neuen Belag aus Filz und Schafleder. „Der hält ewig“, meinte Lorenz. Die besondere Herausforderung bei der Instandsetzung war: „Man kommt an viele Bereiche nicht heran“, sagte der Orgelbaumeister. Deshalb mussten zusätzliche Gangbretter gezimmert und ausgelegt werden, um bei der Arbeit nicht auf empfindliche Teile zu treten. Und so mancher Handgriff war nur liegend möglich. 

Die Grundreinigung erstreckte sich dabei nicht nur auf die Orgelpfeifen. Tastatur, Orgelgehäuse und Orgelboden wurden ebenfalls von Staub, Spinnweben und Hinterlassenschaften der Kirchenmäuse befreit.

Renommierter Baumeister

Nach knapp zwei Wochen konnten Ventile und Pfeifen wieder eingebaut werden. Danach ging es an die Feinarbeit, die „Nach-Intonation“, das Stimmen, der Orgel. Dafür werde ein elektronisches Stimmgerät genutzt, „den letzten Ausschlag geben aber unsere Ohren“, erklärte der Fachmann. Selbstverständlich werde auch das ungeschulte Ohr der Gottesdienstbesucher feststellen, dass die alte „Königin der Instrumente“ wieder jugendlich und frisch klingt. 

Die St. Jooster Orgel wurde 1875 mit sieben Registern von der Oldenburger Werkstatt Schmid gebaut und 1964 von der Wilhelmshavener Firma Führer erneuert. Heiko Lorenz, seit 1981 Orgelbauer, gründete seine Werkstatt 2004. Zwei Jahre zuvor war er mit dem Arp-Schnittger-Preis ausgezeichnet worden, den er für die gelungene Restaurierung der von Arp Schnittger (1648-1719) in Dedesdorf gebauten Orgel erhalten hatte. Sein Betrieb ist vor allem mit Projekten im norddeutschen Raum und in Skandinavien vertreten. Jüngstes Projekt war der Neubau einer Orgel mit 22 Registern in Wentorf bei Hamburg. Nach Abschluss der Arbeiten in St. Jodokus steht für die Orgelbauer die Sanierung und 

Grundreinigung der Orgel in der Wüppelser Kirche an. Das Instrument ist in Teilen über 200 Jahre alt.

Bericht: Dörte Salverius 

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